Aktuell

Aus den Augen der Gestirne tropfte Blut.
Es regnet, greinten die Irdischen;
und sie sahen nicht,
daß sich Himmelsperlen röteten
und die Erde sich schwärzte.
Fiebrig wälzten sich die Wolken
am Lager des Himmels.
Vulkane spieen Edelsteine aus.
Dann brüllte der Weltenriese vor Schmerz
und im Todesgewitter
verschlang er den Planeten
samt seinen Sternen.

Henriette Florian, 1969

Ostern 2023

Der Vorstand der Stiftung Florian erinnert seine BesucherInnen an das österliche Geschehen und wünscht besinnliche Tage.

Mit dem Abendmahl-Gemälde „Die Auserwählten des Lebens“ schuf Maximilian Florian ein Meisterwerk der zeitgenössischen Kunst, zu sehen in der Klosterkapelle St. Raphael, Molitorgasse 13, 1110 Wien.

Den Mittelpunk der Tafel bildet der Herr, der in seiner Größe die Jünger überragt und so als Symbol des Ewigen, Raum und Zeit verbindet. Die betonte Schlichtheit und Einfachheit seiner Gestalt weist bereits auf die Göttlichkeit seiner Sendung hin. Durch die Kraft seines Wortes und der Kraft seiner Liebe bindet er die Auserwählten an sich - und sein Blut kettet das Diesseits an das Jenseits. Das Symbol hierfür sind die roten Bänder, die an seinem Leib herabfließen und deren Enden zu Boden sinken; sie umschließen den Kelch, in welchem sich in Erahnung des nahen Opfertodes das große Wunder der Wandlung vollzieht und bedeuten so das Verströmen der göttlichen Liebe.

Bei Interesse an Führungen wenden Sie sich bitte an e-mail: kontakt@sammlung-florian.at

Weihnachtsgruß 2022

Der Vorstand der Stiftung Florian wünscht seinen BesucherInnen

Gesegnete Feiertage & ein friedvolles Neues Jahr 2023

6. Juli - 22. August 2022

Der Vorstand der Stiftung lädt ein zur Ausstellung

Maximilian Florian Retrospektive

Maximilian Florian (*1901 Klagenfurt; +1982 Klosterneuburg), vielfach ausgezeichneter österreichischer Landschafts-, Stillleben- und Portraitkünstler, vertrat eine expressiv-realistische Richtung unter dem Einfluss des Nötscher Kreises.

Die Alpen-Adria-Galerie gibt mit einer Retrospektive von rund 80 Werken einen Einblick in das reichhaltige grafische und malerische Schaffen des Künstlers, dessen Kunst von 1938 bis 1945 als „entartet“ galt und dessen Todestag sich heuer zum 40. Mal jährt. Die Ausstellung unterstreicht die Bedeutung Maximilian Florians in der Reihe der großen bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts.

Die Leihgaben stammen in erster Linie aus der Stiftung Sammlung Florian, ergänzt durch Leihgaben aus Privatkollektionen und der Kunstsammlung der Stadt Klagenfurt.

20. Dezember 2021

Ehrentafel am Geburtshaus von Maximilian Florian

Am 20. Dezember 1901 wurde Maximilian Florian in Klagenfurt in der Sterneckstraße 8, geboren. Heuer jährte sich dieser Geburtstag zum 120. Mal. Im Verein mit der Stiftung Florian, der Familie Matzi-Stary (Hausbesitzer) und dem Freundeskreis wurde im Gedenken an die große künstlerische Leistung am Geburtshaus eine Ehrentafel angebracht.

Das Leben des Künstlers war geprägt von zwei Weltkriegen und dem Wiederaufbau nach 1945. Der Kunsthistoriker Dr. Paul Mahringer erkennt den Maler Maximilian Florian im Spannungsfeld der Weltereignisse und seiner schöpferischen Arbeit, als einen Künstler „zwischen den Welten“.

1935 Österreichischer Staatspreis für Grafik
1936 Österreichischer Staatspreis für bildende Kunst
1967 Verleihung der „Goldmedaille von Jerusalem“ durch Papst Paul VI.

Kunst & Künstler

"Es leben in Wien Künstler, Maler und Dichter - und oft beides in einer Person, denen die Wiedergabe oder Abbildung des bloßen Sinnenscheinens nicht genügt. Die Dinge, die Erscheinungen, die Farben und Formen sind ihnen nicht nur ein Äußeres, sondern in viel stärkerem Maße auch ein Inneres, haben eine andere Seite, sind Zeichen für ein Mehr für ein Höheres und Tieferes, das von der Seele geahnt und schauend erlebt wird. Eine so erlebte und im Kunstwerk dargestellte Wirklichkeit ist mehr als eine wissenschaftliche und sinnarme Gegenständlichkeit.


Für solche Künstler gilt nicht das, seit Jahrhunderten herrschende Prinzip, allein dem Verstand zu trauen und der Vernunft zu folgen und alles Emotionale und rational nicht Erfaßbare als Einflüsse zu betrachten, die verdrängt, verachtet oder unter strengster Kontrolle zu halten sind. Ihr Welt- und Menschenbild ist um die psychologische und geistige Wirklichkeit erweitert, deren irrationale Struktur sie kraft ihrer schöpferischen Phantasie in ihren Arbeiten wiederzugeben versuchen."


Dr. Wilhelm Mrazek

Stiftung & Stifter

"Es gibt Menschen, die mit ihrer Arbeit, mit ihrem Hiersein über den Zeitgeist hinaus Freude, Licht und Weisheit bringen. Von ihnen sagt man, sie kämen von den Sternen.

Maximilian und Henriette Florian waren solche Menschen."

Prof. Werner Lexen

Die Stiftung

Noch zu seinen Lebzeiten bestimmte Maximilian Florian, sein gegenständliches Erbe, seinen Nachlass, als Sammlung in einer Stiftung festzuhalten. Diesem Wunsche schloss sich seine Tochter Henriette Florian an, dass auch ihr künstlerisches Werk als Vermächtnis in die Sammlung übergehen soll.

Nach ihrem Tod übernahm Prof. Werner Lexen den gesamten materiellen, künstlerischen und geistigen Nachlass, den er mit seiner lebenslangen Erfahrung als Schüler und Mitarbeiter im Atelier Florian in der gemeinnützigen Stiftung Sammlung Florian bewahren kann.

Ziel ist es, den interessierten Kunstkennern als auch dem kunstinteressierten breiten Publikum, das umfangreiche Werk zugänglich zu machen.

Der Stifter

Familiäre Bande fügten, dass ich im Atelier Florian groß geworden bin. Seit meinem 17. Lebensjahr nahm ich bewusst am Geschehen in dieser Künstlerwerkstatt teil. Maximilian Florian war mein Lehrer. Durch ihn und von ihm erhielt ich die Ausbildung in den Bereichen von Gold- und Silberschmiede, Malerei und Bildhauerei. So ergab es sich, dass ich bereits 1965 bei der ersten Ausstellung der Tochter Henriette Florian im Französischen Saal des Künstlerhauses in Wien, mit kuratierte. Von da an wirkte ich bei allen Ausstellungen und Projekten bis in das Jahr 2008 mit. Es war die letzte gemeinsame Ausstellung von Werken der beiden Künstler.

Am 27.August 2013 verstarb Henriette Florian. Als Malerin und Schriftstellerin hinterließ sie ein umfangreiches künstlerisches Werk und den Nachlass ihres Vaters Maximilian Florian. Aufgrund meiner lebenslangen Mitarbeit, dem spirituellen Erleben und dem Wissen um die Kunst, begründet sich meine Überzeugung, dieses Erbe, ein in der Kunstgeschichte einzigartiges Gesamtwerk, für nachfolgende Generationen zu bewahren .

Prof. Werner Lexen

Das Atelier





Die Familie Florian lebte seit 1946 im gemeinsamen Atelier, im 4. Wiener Gemeindebezirk, „Auf der Wieden“, im Haus Wohllebengasse 9.

In diesem Atelier fand intensive schöpferische Arbeit statt. Freunde, Künstlerkollegen, sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens trafen hier zu Gesprächen und Festen zusammen.

All die Jahre hindurch war das Atelier in der Wohllebengasse der Lebensmittelpunkt und die Wirkstätte von Maximilian und Henriette Florian und gesellschaftlicher und kultureller Brennpunkt seiner Zeit.







Der Schüler

14. September 1945
geboren in Braunau/Inn

1959-1963
Ausbildung zum Augenoptiker

1962
Eintritt in das Maleratelier Prof. Maximilian Florian,
erhielt in den folgenden Jahren Privatunterricht in Malerei und Grafik,
Gold- und Silberschmiede, Bildhauerei und Ausstellungsorganisation

1964-1965
Präsenzdienst als Sanitäter, Theresianische Militärakademie Wr.Neustadt
Ausstellung der ersten "Grafischen Blätter" im Offizierskasino

1965
Ausstellungsorganisation für die Malerin Henriette Florian, im Französischen Saal des Künstlerhauses, Wien
Ausstellungsbegleitung bis 2008

1975
als Werbegrafiker tätig
Gründung der Galerie Werner Lexen, Teilnahmen an Kunstmessen
u.a. Interkunst-Wien - Beginn der Gemäldesammlung "Kärntner Maler".

1982
bis heute als freischaffender Bildhauer tätig

1984-1986
Vortragsreihe "Kunst einmal anders", Wiener Urania

1988
Wanderausstellung "Armenien-Geschichte und Kultur Kreuzsteine und Sakralbauten"
im Museum für Völkerkunde inWien,

1989
Stadtmuseum Linz-Nordico,

1990
Museum der Stadt Leoben und Palais Liechtenstein, Feldkirch

1995
Einzelausstellung Bank Austria-"Die Wandkriecher kommen" - Steinarbeiten

bis 1997 Filial-Ausstellungen der Bank Austria

2002
Im Rahmen der Wiener Festwochen die Einzelausstellung "Eurobrüter und Problemknacker" im Bezirksmuseum Margareten.

2013
Übernahme der "Sammlung Maximilian Florian und Henriette Florian".

2014
Verleihung des goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich

2016
verwitwet

2018
Gründung der „Gemeinnützigen Stiftung Sammlung Florian

Seine Ausbildung erhielt der in Wien ansässige Bildhauer und Grafiker Werner Lexen im Atelier des bekannten Kärntner Malers Prof. Maximilian Florian. Als er im Alter von sechzehn Jahren, gleichsam als Lehrling, wie es in der Hochblüte europäischer Kunst, in der Zeit der Renaissance etwa, üblich war, in das Atelier Florian eintrat, erkannte sein Meister die Begabung und Eigenwilligkeit Werner Lexens und nahm ihn in seiner Werkstatt auf.

Werner Lexen ist ein Künstler, der das Experiment nicht scheut und dennoch in der Vielfalt der Natur seine wahre künstlerische Heimat findet. Werner Lexen sucht sich in verschiedenen Techniken auszudrücken. So wurden Elemente von Eisen und Farbe in Stein gebunden, wurden Licht- und Wasserspiele verwendet und eine Kunstfähigkeit an Ausdruck und Wirkung gefunden, wie es die Alten zu handhaben wussten, aus deren innerer Eingebung und technischem Wissen Tempel und Kathedralen entstanden sind. Die Vielfalt des Materials findet ihre Ergänzung in der Vielzahl verschiedener Darstellungen.

"Der 1945 geborene Künstler schuf Statuen, Konsolen, Brunnen und Möbel ebenso wie sakrale Themen, Taufbecken und einige Kreuzsteine, sogenannte Gebetssteine, die in Kirchen und Museen zu sehen sind. Er selbst weiß über den Kreuzstein zu sagen: Die Ornamente des Steines weisen auf die Schicksale der Menschen hin, sie sind gleichsam Gebete, die zum Ruhme Gottes ineinander verflochten wurden. Das Kreuz selbst erscheint mir, als die Überwindung geistiger und stofflicher Gegensätze. Eine mystische Betrachtung der Welt, um in ein höheres Dasein zu gelangen. Unsere von Maschinen nahezu beherrschte Zeit mag vielleicht an Perfektion und Schnelligkeit gewonnen haben, doch ist der beklagenswerte Verlust an Schönheit nicht nur in der Natur selbst, sondern auch auf den Gebieten der Darstellung deutlich sichtbar geworden."

Henriette Florian

Kontakt

Sammlung Florian

Die Stiftung Sammlung Florian strebt die Erstellung eines möglichst vollständigen Werkverzeichnisses von Maximilian und Henriette Florian an. Daher ersuchen wir Personen, Firmen und Institutionen, die Arbeiten der Künstler besitzen oder davon wissen, um Kontaktaufnahme. Auch Informationen wie weiterführende Kontakte, persönliche Erlebnisse oder Erinnerungen sind zur Dokumentation des Lebenswerkes der beiden Künstler erbeten.


Im Namen des Stiftungsvorstandes
Prof. Werner Lexen

kontakt@sammlung-florian.at
www.sammlung-florian.at
+43 681 10656613

Wir danken folgenden Institutionen für die Auflistung der Werke von Maximilian und Henriette Florian in ihrer jeweiligen Sammlung:

Albertina Wien
Wien Museum
Museum Moderne Kunst Kärnten
Belvedere Museum Wien
Heeresgeschichtliches Museum Wien

Maximilian Florian

Leben & Werk

20. Dezember 1901
geboren in Klagenfurt

1915
Erster Unterricht bei Albert Zahlbruckner
Lehre in einem Lebensmittelgeschäft

1916
Lehre des Goldschmiedehandwerkes

1918
durch Maler Ernst Riederer gefördert

1922-1926
Studium an der Akademie der bildenden Künste bei Karl Sterrer

1926-1930
Fortsetzung des Studiums in der Meisterklasse bei Rudolf Bacher

1935
Österreichischer Staatspreis für Grafik

1936
Österreichischer Staatspreis für bildende Kunst

1938-1945
galt seine Malerei als "entartet"

1946
Ausstellung in der Galerie Würthle in Wien
Erste Kunstausstellung nach dem zweiten Weltkrieg

1946-1956
Ausstellungen in Europa und in den USA

1954
Auszeichnung mit dem "Theodor Körner-Preis"

1966
Verleihung der "Goldmedaille von Jerusalem" durch Papst Paul VI.
Gemeinsame Ausstellung mit Tochter Henriette in der Galerie Slama - Klagenfurt

1971
Ausstellung zum 70. Geburtstag im Künstlerhaus Klagenfurt

1973
Ausstellung Maximilian Florian und Henriette Florian:
Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen im Österreichischen Museum für angewandte Kunst, Wien.

24. Jänner 1982
gestorben in Klosterneuburg

1990
Gedächtnisausstellung Oberes Belvedere Wien.

Maximilian Florian, 1901 in Klagenfurt geboren, gehört zu den bahnbrechenden Malern der "Kärntner Gruppe", aus der auch Wiegele, Kolig und Boeckl kommen.

Er absolvierte seine Ausbildung zum akademischen Maler an der Wiener Kunstakademie unter den Professoren, K. Sterrer und R. Bacher. Schon in frühen Jahren (1935) erhielt er den österreichischen Staatspreis für Graphik und (1936) den Staatspreis für bildende Kunst.

Während der Jahre 1938-1945 galt er als "entarteter Künstler" und war 1946 der erste Maler, der in Wien eine Ausstellung hatte (Galerie Würthle). In den fünfziger Jahren wurde er mit dem "Theodor-Körner-Preis" ausgezeichnet.

"Maximilian Florian hat in seiner Kunst einen der farbigsten Beiträge zur modernen österreichischen Malerei geleistet. Seine tief empfundene lyrische Art der Darstellung zeigt eine bedeutende malerische Kultur. Für ihn sind Farben und Formen jedoch kein bloßes "Äußeres", sondern Zeichen für eine rational nicht erfassbare Welt, deren irrationale Strukturen von einer unbewussten Logik des menschlichen Geistes gebildet werden. Diese Erkenntnis bewirkt bei ihm jedoch keine Abkehr von der Gegenständlichkeit, vielmehr erscheint ihm diese wie Menschen, Blumen, Landschaften, Zeichen für eine Welt zu sein, die nicht durch das Zuviel des modernen Bewusstseins und Denkens deformiert ist. Die Erfahrung seines Lebens als schöpferischer Künstler erhalten eine persönliche Gestaltung, deren ästhetisch malerische Komponente, die Herkunft, die Ausbildung erkennen lässt, deren inhaltliche Wertigkeit jedoch über die l'art-pour-l'art-Maxime weit hinausgeht."

Dr. Wilhelm Mrazek

In seinen Worten

"lch will aus meinem Leben erzählen und von meiner Tochter Henriette. Seit ich mich erinnern kann, hatte ich den Drang, etwas bildhaft darzustellen. Als Volksschüler war mein Leben eine einzige Freude. Ich freute mich eine Woche lang auf die Stunde, wo der Oberlehrer Fürbass kam und groß mit farbiger Kreide auf die Tafel zeichnete. Plötzlich war mir ein zweites Leben geschenkt, das Leben in Bildern.

Meine Mutter war eine einfache Frau aus einer Bauernfamilie in den Karawanken, die kaum lesen und schreiben konnte. Mein Vater, mit dem sie drei Kinder hatte, starb an Schwindsucht. Geld gab es nie zuhause, aber meine Mutter ließ mich zeichnen und freute sich über jedes Blatt, das ich ihr zeigte. Ich konnte auch nichts anderes und fühlte mich schon als Kind immer schwach und kränklich. Mit vierzehn Jahren brachte mich meine Mutter zu dem Kärntner Maler Zahlbruckner, der mich im Zeichnen unterrichtete.

Später lernte ich den Maler Riederer kennen, der mit mir in die Natur ging, wo wir zeichneten und ich bereits mit Wasserfarben arbeitete. Er verhalf mir zu einem Studienplatz an der Akademie in Wien. Ich lernte bei den Professoren Sterrer und Bacher. Als ich nach acht Jahren die Akademie verließ, stand ich wieder am Anfang. Es begann der Kampf um die eigene Form. Die fremden und bedeutenden Maler der Kunstgeschichte, die Stilrichtungen und geistigen Bewegungen bedrückten mich wie Gespenster. Wer war ich? Wohin ging mein Weg? Diese Fragen quälten mich immer. Ich verzweifelte oft auf der Suche nach mir selbst. Dieser Kampf dauerte über ein Jahrzehnt und kostete mich viel Energien, die ich für meine äußere Anerkennung als Maler gebraucht hätte. Mit 29 Jahren heiratete ich meine Frau Luise. Wir hatten drei Kinder: Paul, Ernst und Henriette."

Maximilian Florian

Gemälde

Über das Frühwerk von Maximilian Florian

Florian stammt aus dem Süden Österreichs. Er ist Kärntner wie Böckl und Wiegele, und seine Art und Kunst weisen darauf hin. Von dort kommen die Maler einer kraftvollen Urwüchsigkeit, Maler, denen die Stadt nichts von der Verinnerlichung nimmt, denen sie aber technische und geistige Differenzierung vermittelt.

Maximilian Florian steht auf dem Boden, den Schiele und Kokoschka bereitet haben, und das ist der Expressionismus, der in Österreich niemals ungezügelt war, weil wir hier das Glück hatten, dass sich nur wahre Künstler ihm widmeten. Florian ist ein echter Maler. Mehr als die Dynamik und Dramatik fesselt ihn das Beruhende.

Bezeichnend für sein Frühwerk steht sein Interesse an Form und Farbe: daraus ergibt sich eine Statik, die von einem sehr starken Lebensgefühl seiner Kunst zeugt und die in einer ausgewogenen Geschlossenheit resultiert. Mehrere Arbeiten vertreten die Stufen einer koloristischen Skala. Von der naiv fröhlichen Buntheit der Aquarellfarben im Stillleben, reichen sie bis zum dämonischen Glühen gedeckter Farben in den Ölgemälden.

Wer diese Bilder sieht, erkennt, warum und wie den Künstler die Elemente des Stilllebens fesseln können. Nicht allein als Abbilder von Obst und Blumen, sondern technisch als Bausteine einer Farbenkomposition und geistig als Eindrücke eines überirdischen Schöpfungswillens. Eines der Stilleben wird erweitert durch einen Ausblick in eine Winterlandschaft. Es führt zu der Gattung der Landschaften, die unter dem gleichen Gesichtspunkt gesehen sind. Das Motiv breitet sich vor dem Auge des Künstlers aus und wird in seiner Breite entwickelt, ohne dass verkleinernde Details den großen Aspekt stören. Die Motive sind aus der weiten Landschaft genommen und aus den Regionen. Sie sind in der Fläche und in der Senkrechte entwickelt. Florian knüpft hier an Schiele an; nur dass seine Landschaften nicht den gebauten Eindruck machen, sondern aus der Atmosphäre gehörend sind.

Und so wird auch der Mensch aus seiner geistigen Verfassung heraus gesehen. Die zahlreichen Aktdarstellungen sind keine trockenen akademischen Studien, kein theoretisches Abwandeln von Bewegungsmotiven, sondern immer wieder der Versuch, das Seelische in die Körperlichkeit zu übersetzen, es in ihr zur Gestaltung, zur Form zu bringen. Ein großes Anliegen ist ihm das Bildnis. Vielfach handelt es sich um Darstellungen der nächsten Angehörigen des Künstlers, seiner Mutter, seiner Gattin, seiner Kinder, und das ergibt eine tiefe innerliche Vertrautheit mit den Modellen. Es ist die Art des Künstlers, dass er nicht in die Ferne schweift, sondern seine Umwelt sparsam begrenzt. Auch die Bildnisse anderer Personen wirken durch Ruhe und Statik.

Dr. Benno Carl Richard Fleischmann

Über das Spätwerk von Maximilian Florian

Ein Zeuge seiner Zeit schrieb: "So völlig zeitgemäß die Malerei Florians ist, sie hat nie die Welt des Sichtbaren mit ihrer Gegenständlichkeit in Frage gestellt. Florians Kunst ist universal, indem sie Bildnis und Landschaft, Figurenkomposition und Stillleben umfasst. So verschiedenartig und vielfältig die künstlerischen Schöpfungen Florians die Schönheiten der sichtbaren Welt offenbaren, entscheidend bleibt für ihre Erscheinung die Persönlichkeit, die sie trägt."

Richard Stahlmann

Als Maler und Künstler hat Maximilian Florian die Entwicklung der Nachkriegsjahre erkannt. Er blieb entgegen jeder "Modernität" seinem ureigenen Empfinden treu. Geprägt durch die Ereignisse des Krieges blieb es daher nicht aus, dass die Sinnfrage des Lebens erneut zum Tragen kam. Ende der 1940er Jahre begann Florian sich verstärkt mit religiösen Themen auseinander zu setzen.

Es entstanden eindringlich expressive Christusdarstellungen, wie "Der Gekreuzigte" und "Karfreitag", aber darüber hinaus malte er fast visionäre Engelsdarstellungen. Mit dem Gemälde "Der auferstandene Christus" entstand ein Werk, das in seiner Symbolik über jede bisherige Darstellung in der bildenden Kunst hinausweist. Eines seiner großformatigen Werke findet schlußendlich seine Vollendung in der Abendmahl-Darstellung "Die Auserwählten des Lebens". Es wurde von Papst Paul dem VI. für die Verdienste um das Sakrale in der Kunst mit der Goldmedaille von Jerusalem ausgezeichnet und gewürdigt. Über die tradierte Darstellung hinaus wollte Florian mit diesem Gemälde auch ausdrücken, dass die gesamte Menschheit mit Ihm, mit Christus, zu Tische sitzt.

Maximilian erscheint uns heute als der letzte Vertreter alter Tradition und Malkultur, doch ist er zugleich der "Erste", mit seiner mystischen Sicht, die von uralter Weisheit durchdrungen, uns von immerwährend Neuem kündet. Der Mensch in seiner Individualität und die Natur in ihrem kosmischen Werden waren ihm in seinem Spätwerk ein zentrales Anliegen.

Werner Lexen

Die Aquarelle von Maximilian Florian

Im Aquarell vereinigt sich bei Maximilian Florian sowohl das zeichnerische Element, wie auch die Kraft seiner Farben. Ob in der freien Natur, oder in seinem Atelier entstanden, zeigt er seine Meisterschaft der "kleinen Form". Auch hier, wie bei der Zeichnung, entsteht jedes Blatt vom Erlebnis her und ist mehr als nur eine zeichnerische oder malerische Übung. In seiner fast skizzenhaften Anlage, die "weißen Blüten" und dem duftig zart gemalten Blatt "Orchideen", entfaltet sich seine künstlerische Vielfalt bis zum gemäldehaft verdichteten Blatt, dem "Antiquitätenladen".

Werner Lexen

Das grafische Werk von Maximilian Florian

Schon während der Akademiezeit und bereits in den frühen 1930er Jahren erregten Maximilian Florians Zeichnungen in der Kunstwelt internationale Aufmerksamkeit. Im Jahr 1935 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Grafik.

Richard Stahlmann schrieb: "An Anerkennung durch die Kritik hat es Florian nicht gefehlt, wohl aber an ausreichender materieller Förderung seines Schaffens. Obwohl auch Bundespräsident Dr. Theodor Körner sich von Florian porträtieren ließ, ist gerade diese Seite seiner künstlerischen Begabung, eine ganz persönliche und meisterhaft charakterisierende Bildniskunst, viel zu wenig von den Zeitgenossen in Anspruch genommen worden.

Jede Zeichnung und jedes Bild entsteht vom Erlebnis des Künstlers her und ist mehr als ein zeichnerisches oder malerisches Problem. Es ist ein Zeugnis, ein Dokument, in dem sich eine seelische Kraft niedergeschlagen hat. So verschiedenartig und vielfältig die künstlerischen Schöpfungen Florians die Schönheiten der sichtbaren Welt offenbaren, entscheidend bleibt für ihre Erscheinung die Persönlichkeit, die sie trägt, das starke gereifte Künstlertum eines von hohen Idealen erfüllten Menschen."

Verbildlichte Konzeptionen von Maximilian Florian

Im Laufe seines Lebens fertigte Florian unzählige Entwürfe und Skizzen an, in denen er seine Gedanken und Ideen auf Papier und Karton festhielt. Darunter finden sich Entwürfe, oftmals in Originalgröße seiner Gemälde, Mosaiken, Marionetten, Räucherfiguren und kirchlichem Kultgerät, wie Monstranz und Kelch.

Figurinen & Marionetten

Figurinen von Maximilian Florian

Mit der Goldschmiede-Lehre erwarb Maximilian Florian jene handwerkliche Fertigkeit, die er sein Leben lang für die Umsetzung seiner Ideen und Vorstellungen nützen konnte.

So befasste er sich mit Holzarbeiten die er anhand seiner Entwürfe kunsthandwerklich umsetzte. Aus der traditionellen Kärntner Volkskultur übernahm er Räuchermännchen, Weihnachtskrippen, Christbaumschmuck und Spielsachen, die er künstlerisch weiter entwickelte. Für seine Tochter entwarf und fertigte er den "Kaufladen zur Henriette".

Die breite Palette an Skizzen und Entwürfen, zeugen schlussendlich von Florians vielfältigem Ideenreichtum und seinen kunsthandwerklichen Schöpfungen, die in der Tradition ihre Wurzeln haben.

Werner Lexen

Marionetten von Maximilian Florian

Schon in seiner Jugendzeit entstand bei Maximilian Florian jene große Vorliebe für Puppen und Puppenspiel. Während seiner Akademie-Jahre in Wien, lernte er Richard Teschner kennen, der 1925 in seinem Atelier das Wayang-Stabfiguren-Theater gründete. Mitte der 1930er-Jahre entwickelte sich eine Freundschaft und es entfaltete sich ein kreativer Austausch. In den frühen 1940er-Jahren entwickelte Florian die Idee, eines eigenen magischen Theaters. In freundschaftlich kreativem Wettstreit mit Teschner, entstanden viele Entwürfe und spielbare Stabfiguren.

Werner Lexen

Reflexionen

Das heilige Abendmahl

Gemalt von Maximilian Florian, in den Jahren 1960 bis 1962. Die Darstellung ist nicht in der Art des Bisherigen, sie entbehrt jeglicher räumlicher Zutaten, die etwa an das Zeitliche erinnern könnten, sondern läßt einzig und allein die tiefempfundene Mystik des "Heiligen Abendmahles" auf den Beschauer wirken. Deshalb wurden die Jünger nicht als Gruppe unter sich gezeigt, sondern sprechen den Betrachter an und ziehen ihn in die Heiligkeit der göttlichen Wandlung hinein.

Der nur in Farben dargestellte Raum lässt somit die Prägnanz jeder einzelnen Gestalt im Besonderen aufleuchten. Den Mittelpunk der Tafel bildet der Herr, der in seiner Größe die Jünger überragt und so als Symbol des Ewigen, Raum und Zeit verbindet. Die betonte Schlichtheit und Einfachheit seiner Gestalt weist bereits auf die Göttlichkeit seiner Sendung hin. Durch die Kraft seines Wortes und der Kraft seiner Liebe bindet er die Auserwählten an sich - und sein Blut kettet das Diesseits an das Jenseits. Das Symbol hiefür sind die roten Bänder, die an seinem Leib herabfließen und deren Enden zu Boden sinken; sie umschließen den Kelch, in welchem sich in Erahnung des nahen Opfertodes das große Wunder der Wandlung vollzieht und bedeuten so das Verströmen der göttlichen Liebe und Kraft zur Erde, hingegeben von dem Sohne Gottes Jesus Christus, unserem Herrn.

Zur Rechten des Gottessohnes sitzt Johannes der Lieblingsjünger. Er ist jener Auserwählte, der die göttliche Gnade und Gewalt der heiligen Wandlung durch seine große Liebe wohl am Tiefsten empfunden hat - somit ist er es, der seinem Herrn das Brot reicht.

Ihm folgt Petrus der Verkünder, seine Gestalt ist kräftig, geradlinig und stark, der Fels, auf dem Christus seine Kirche baute. Vor ihm liegt der Fisch, das Symbol jenes einzigen und wahren Glaubens, den er auf Geheiß des Herrn den Menschen kundtat.

Neben ihm sitzt Thomas der Zweifler. Zwei Naturen kämpfen in ihm. Vor ihm liegt das Bitterkraut, das Symbol des schweren Kampfes, um zur Ruhe und Abgeklärtheit des Göttlichen zu gelangen.

Es folgt Jakobus der Jüngere, der Aufnahmebereite; er vertraut den Worten seines Herrn und setzt sich über jeden Zweifel hinweg. In seinem weißen Gewande symbolisiert er den wahrhaftigen Frommen und Unantastbaren.

Jacobus der Ältere ist jener, der die Macht des Bösen erkannt hat und bereit ist, den zerstörenden Einflüssen zu begegnen. Er weist auf die Dreiecke vor ihm, von denen das mittlere dunkle die Kraft der Finsternis darstellt; es ist dies das Symbol für die Unkenntnis des Göttlichen und der alles erlösenden Liebe - umschlossen ist es von den drei hellen Dreiecken, welche Erkenntnis, Liebe und Erlösung symbolisieren und so den Ausbruch der Mächte der Finsternis vereiteln. Sie sind die Zeichen für die Kraft der göttlichen Macht und des ewigen Lebens.

Neben ihm steht Judas Ischariot. Er drückt in seiner Haltung die Bereitschaft aus, fortzugehen und den wahren Weg zu verlassen. Seine Bindung an das Dunkle ist durch die destruktiven Formen seines Gewandes und die schwarzen Bänder, die seine Hände fesseln, dargestellt. Jene Bänder weisen auf das Böse, das in die Erde strömt, hin.

Zur Linken des Gottessohnes sitzt Philippus. Er ist derjenige, der die großen Leiden, die über seinen Herrn kommen werden, ahnt. Der Leidensweg erscheint vor ihm visionär in fünf Kreuzen auf der Tischfläche. Jene Kreuze symbolisieren die Wundmale des Erlösers.

Es folgt Thaddäus der Weise. Er ist der Träger der Erleuchtung. Die Früchte vor ihm, nach denen er greift, symbolisieren die Liebesgaben Gottes in der Natur. Vor ihm steht ein Becher mit Wasser, das Zeichen seiner Seelenreinheit.

Neben ihm sitzt Andreas der Unbeeinflussbare, der bereit ist, für seinen Glauben das irdische Leben hinzugeben. Die Farbe seines Gewandes ist violett, das Farbsymbol dessen, der die große Überzeugung gewann. Auf seiner linken Hand scheint das Andreaskreuz visionär auf, das Zeichen seines Märtyrertodes.

Simon, neben Andreas, entsagte allem Irdischen und schloss sich von der Welt ab, um die Erleuchtung in Gott zu erlangen. Er ging den Weg der In-sich-Kehrung. Als Symbol seiner Wegzehrung steht vor ihm der Krug Wasser und das Licht, das ihm auf seiner Wanderung zu Gott leuchtet.

Mathäus sitzt neben Simon. In seiner schwarzen und violetten Kleidung weist er auf die Umwandlung vom Zöllner zum Mystiker hin. Er ging einen sonderbaren und tiefgründigen Weg, um das ewigwährende Licht zu erreichen.

Den Abschluß der Tafel bildet Bartholomäus. In seiner Glaubensfestigkeit und Überzeugung schirmt er alle störenden Einflüsse von außen her ab. Er trägt ein rotes Gewand, das Zeichen der ewigbrennenden Flamme des wahrhaften Glaubens und der Opferbereitschaft für das Gotteswort.

Die Tafel, auf der das heilige Mahl vollbracht wurde, weist eine fremdartige Perspektive ihrer Stützen auf, die sie in jedes Räumliche und Zeitliche hineinwachsen lassen. Der weihevolle Abend ist als farben- und kontrastreicher Hintergrund dargestellt. Doch aus dem tiefen Frieden und der Ruhe, die über all dem liegt, mögen die Worte des Herrn als Leitsatz dienen, als er zu den Auserwählten sprach: "Ich habe die Welt überwunden."

Das Bild ist in der Technik "Öl auf Leinwand" gemalt. Seine Maße betragen 280cm in der Höhe und 760cm in der Breite.

Werner Lexen

Nach dem Krieg wuchs bei Maximilian Florian die Vorstellung, Jesus Christus in seiner kosmischen Bedeutung darzustellen, einzutauchen in die Mystik des Geschehens. Jeder der Jünger wird seiner Persönlichkeit entsprechend porträtiert. Die Gegenstände vor ihnen weisen jeweils auf ihre Mission hin. Die Arbeit an diesem Gemälde währte fünf Jahre bis zur Fertigstellung. Im Fundus der Sammlung befinden sich hierzu sämtliche Studienblätter, Kohlezeichnungen, Hände, Füße und Köpfe darstellend.

Das Gemälde wurde 1966 bei der „Internationalen Ausstellung sakraler Kunst“ in Venedig gezeigt.

Impressionen

Die Momentaufnahmen zeigen Ausschnitte aus dem Leben von Maximilian Florian. Sind es Porträts von Personen der Öffentlichkeit, Ausstellungen und Ehrungen, oder seine Tätigkeit als Maler im gesellschaftlichen Wirken, im Grunde spiegeln sie die Erinnerung an eine außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeit.

Nachruf




Maximilian Florian

* 20. Dezember 1901
+ 24. Jänner 1982










"Mein Vater reiste nicht gerne. Doch gab es Ausnahmen. So nahm er mich auf eine Studienreise nach Holland mit, um die bedeutenden Werke der niederländischen Meister zu sehen. Rembrandt van Rijn erschien ihm als der hervorragendste Maler aller Zeiten. Der Ausflug in die Natur war für seine Arbeit, wie er selbst zu sagen pflegte, „absolut notwendig“. Dabei kümmerte es ihn nicht, welche Witterung gerade herrschte. Ein Winterbild, „Der Wald“, malte er im Freien bei minus 22 Grad. Sein Neu- jahrsbild „Silvestermorgen“, eine Landschaft über den Dächern Wiens, ist bei dieser Temperatur entstanden. Um den besten Blick für sein Gemälde „Der grüne See“ auszunutzen, ließ er sich mitten auf einer Autostraße nieder und bat seine Begleiter, herannahende Fahrzeuge vorzuwarnen. Und da nicht jeder Autofahrer auch ein Kunstfreund ist, stellte sich alsbald die Gendarmerie ein, um den Meister zu bewegen, seinen Platz zu räumen. Es ist ihm in der Tat gelungen, die Gendarmen vom Wert der Malerei zu überzeugen, so daß auch sie sich bereit erklärten, das unbefugte Treiben des Malers für einige Zeit zu dulden und mit tatkräftigem Einsatz dem Werk zur Vollendung zu verhelfen.

Den Menschen begegnete er mit freundlicher Gesinnung und nicht ganz ohne Wißbegier. Auf seinen Spaziergängen du rch die Stadt, die oft in einer Buchhandlung mündeten, suchte er seine Modelle: einen russischen Popen, einen Zeitungsleser, eine Dame aus der Buchhandlung, einen Mönch, eine Wiener Type oder eine andere bemerkenswerte Persönlichkeit. Er lud die Menschen in sein Atelier ein, ließ sie aus ihrem Leben erzählen und malte ihr Bild. Für viele war es ein Erlebnis, an seiner Vorstellungskraft teilzuhaben. „Ein Lied strömt aus dem grünen Gesang der Blätter und dem Tiefblau des Geästes. Er ist von starker Natur, dieser Baum, und er vermag seine Umwelt zu beherrschen.“ Es war eine Eigenheit meines Vaters, nicht nur Pflanzen und Steine, sondern auch Gegenstände, ja sogar Jahreszeiten und gewisse Stunden zu personifizieren. Alles, was er wahrnehmen konnte, schien ihm wie beseelt. Dadurch gedieh um ihn eine sich immer erneuernde Lebendigkeit und Vielfalt, die sich auf die Bilder übertrug, die er malte."

Henriette Florian

Henriette Florian

Leben & Werk

18. November 1938
geboren in Wien

1960
entstanden erste Ölbilder

Wenn man von Henriette Florian spricht, kann man ihre lyrischen Werke nicht übergehen. Auch hier war sie seit früher Jugend tätig. Franz Theodor Csokor, Präsident des Pen Clubs, der Dichter Alexander Lernet Holenia und die Schriftstellerin Herta Staub wurden auf sie aufmerksam und förderten Henriettes Talent.

1964
erscheint ihr erster Roman “Das Spiegelbild der Ewigkeit" und ihre Lyrik wird in einer Anthologie des Ennstaler-Verlages aufgenommen.

1965
zeigte das Künstlerhaus Wien, im "Französischen Saal" erste Arbeiten der jungen Künstlerin, darunter das Porträtgemälde "Franz Theodor Czokor". Diese Einzelausstellung wurde mit Lesungen aus ihrer Gedichtsammlung ergänzt.

1966
zeigte die Galerie "Il Carpine" in Rom Werke Henriette Florians. Die italienische Tageszeitung "Il Messaggero" schrieb damals in einer zweispaltigen Rezension: "Henriette Florian zeigt eine starke Fähigkeit in der Farbgebung. Ihre Farben sind unkonventionell und bieten eine chromatische Vielfalt. Von imponierender Ausdruckskraft sind die Bilder, in denen sie eine verinnerlichte Geistigkeit transparent macht, wie zum Beispiel in dem Porträt von Franz Theodor Csokor und dem Harfenspieler.

1967
Ausstellung in der Galerie "Gurlitt" in München.
Ausstellung in der Galerie "Slama" in Klagenfurt, gemeinsam mit ihrem Vater Maximilian Florian.
Ihr Hörspiel "Stilla" wird im Österreichischen Rundfunk aufgeführt.

1968
Ausstellung in der Galerie "Larsen" in Kopenhagen.
Ausstellung in der Galerie "Modern Konst" in Stockholm.

1969
Ausstellung in der Galerie "Weil" in Paris.
Ausstellung im"Beth Zion America" in Tel- Aviv.
Ausstellung in der UNIDO in Wien, Aquarelle.
"Galerie Waldorf Astoria" New York, "König der Welt"

1970
entstand das Gemeinschaftswerk mit dem Vater „Die Geburt der Eva"

1971
Eheschließung mit Dr. Heinrich Leopold

1972
veröffentlicht der Europa Verlag ihren Roman „Die Bettlerharfe“.
Präsentation des Gemäldezyklus und des Buches in der Galerie "Junge Generation" Wien.

1973
Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst in Wien, gemeinsam mit ihrem Vater Maximilian Florian
Entstehung des Schulfilmes „Wir besuchen ein Atelier“ ORF

1974
Übergabe ihres Friedensbildes "Monolith of Peace" an die "Vereinten Nationen" im UNO-Headquarter in New York und Veröffentlichung des Friedensmanifestes.
Ausstellung in Sidi Bou Said in Tunesien auf Einladung der Tunesischen Regierung.
Ausstellung in der Galerie des Steyr-Daimler-Puch-Hauses-Wien

1975
"Jahr der Frau", Gemeinschaftsausstellung im Museum für Völkerkunde, Wien.

1976
liest sie anlässlich der Wiener Festwochen in der "Alten Schmiede" in Wien aus ihrem Zyklus "Der Tod - Die Freund Gedichte".
Ausstellung im Carolino Augusteum in Salzburg.

1978
begann sie an der Romantrilogie, "Der Byzantinische Kaiser", (Konstantius und Julian), dazwischen weitere Arbeiten an mehreren Gemälden.

1988 und 1989
wird der Zyklus "Armenische Sakralbauten" im Wiener Völkerkundemuseum und im Museum Nordico in Linz gezeigt.

1990 und 1991
folgt dieser Zyklus ins Stadtmuseum Leoben und in das Palais Liechtenstein Feldkirch.

1992-1993
Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, Wien, Klagenfurt, Paris und Genf.

1994
Ausstellung im Kunstforum der "AMV" Wien

2005
starb der Ehemann Dr. Heinrich Leopold.
Die Arbeit an der Romantrilogie wurde vollendet

2008
Ausstellung in der Galerie Erich Tromayer Wien: "Maximilian und Henriette Florian, der Versuch einer Gegenüberstellung".

In den darauffolgenden Jahren zog sich Henriette Florian aus der Öffentlichkeit zurück.

Am 27. August 2013 starb Henriette Florian. Sie wurde am Friedhof Neustift am Walde in Wien beigesetzt.

Henriette Florian wurde 1938 als Tochter des Malers Maximilian Florian und seiner Frau Luise (geb. Hermann) in Wien geboren. Schon während ihrer Schulzeit verbrachte Henriette Florian viel Zeit im Atelier ihres Vaters, Maximilian Florian und lernte von ihm alles Wesentliche über Malerei. In dieser Zeit begann sie auch zu schreiben.

Dr. Wilhelm Mrazek, Direktor des Österreichischen Museums für angewandte Kunst, schrieb über die Jugendjahre Henriettes: "In diesen Jahren nach 1945, wo alle Menschen von einer Aufbruchsstimmung, von einem Neubeginn nach der Katastrophe des Krieges, von der Positivität und Hoffnung auf eine bessere Zukunft erfüllt waren, wird für das wache Kind das Atelier des Vaters zu einer universellen Schule. Für Henriette Florian erwies sich die geistig-sinnliche Welt des Vaters als das für die Entfaltung ihrer künstlerischen und menschlichen Persönlichkeit adäquate Medium."

"Sie erwarb sich im gemeinsamen Atelier technische Spezialkenntnisse in der Ölmalerei, dem Aquarell und den Farbholzschnitten. Von den Schuljahren an keiner Gruppe angehörig, verfolgte sie mit ausgedehnten Studienreisen (Niederlande, Italien, Türkei, Spanien und Frankreich) einen eigenen Bildungsweg. Unverkennbar ist ihr auf das Essentielle reduzierter Stil, der sich markant in ihrer Portraitmalerei manifestiert ("Ein Portrait ist die Reise in ein unentdecktes Ich"). Die konzentrierte Erfassung des sichtbaren und metaphysischen Gehaltes einer Person oder einer Landschaft basiert auf einem hohen fachlichen Können. Dieses erstreckt sich von pastoser Maltechnik, die den zeitraubenden Auftrag differenzierter Farbschichten erfordert, bis zu dem nach eigenem Entwurf handgefertigten Rahmen, die nach Ansicht der Künstlerin den würdigen "Abschluss" eines Kunstwerkes "bilden" sollen. Charakteristisch für ihr künstlerisches Werk ist weder die Darstellung des Defekten, noch Nostalgie nach erträumten oder untergegangenen "heilen Welten", sondern Visionen einer neuen Heimstatt für den "unbehausten Menschen"."

Dr. Wilhelm Mrazek

In ihren Worten





"Ich habe in meinem Leben alles, was ich zu sagen und zu geben hatte, gesagt und gegeben. Jede weitere Arbeit wäre nur eine Abwandlung oder eine Wiederholung dessen."

Henriette Florian



Gemälde

Über das Frühwerk von Henriette Florian

Henriette Florian lässt sich vom Formalen, von der Mal- und Gestaltungsweise her, keiner bestehenden Richtung oder Gruppe ein- oder zuordnen. Die Farben setzt sie völlig unkonventionell ein, Lasuren wechseln mit dichten und kompakten Ballungen, oftmals gebraucht sie dicke und zähflüssige Harze, Figürliches und Abstraktes stehen nebeneinander, Formverhärtung und Formauflösung, lineare sowie flächenhafte Reduzierung zu ikonenhafter Strenge in den Porträts. Sonderbare Farbharmonien bis zum farbig-dynamischen Überschwang sind ihre unorthodoxen Gestaltungsmittel, über die sie mit, leichter und sicherer Hand verfügt. Henriette Florian betritt mit ihrer Kunst bewusst oder unbewusst, ganz unabhängig von ihrer Thematik den Raum des Sakralen, aus dem die Kunst im Zuge ihrer Säkularisierung ausgebrochen ist. Ihre Landschaften und Blumen, werden zum Preislied der Schöpfung. Sie sind Psalmen mit den Medien der Malerei ausgesagt. Die Menschen aber werden immer in ihrem Bezug zum Göttlichen dargestellt.

Dr. Wilhelm Mrazek

Über das Spätwerk von Henriette Florian

Mit dem Tod vom Vater tritt für Henriette Florian ein neuer Lebensabschnitt ein. Schon die literarische Arbeit an der Trilogie "Konstantius und Julian", die mit 1976, dem Tod der Mutter, begann, führt sie thematisch weit über den Geschichtsbezug hinaus. Das Schicksalhafte und Übernatürliche menschlicher Erfahrung wird mit dem literarischen Text in den Bildern dargestellt.

Werner Lexen

Grafik

Über die Aquarelle von Henriette Florian

Wie bei den Ölgemälden, zeigen sich bei den Aquarellen ebenso kräftige Farbakkorde. Das Thema wird in reduzierter Form dargestellt. Die Flächen finden ihre Begrenzung durch Linien, die den Darstellungen eine überhöhte Räumlichkeit verleihen. Farbe, Fläche und Linie bestimmen den künstlerischen Aufbau ihrer Aquarelle.

Werner Lexen

Über die Farbholzschnitte von Henriette Florian

Henriette Florians kraftvolle Farben finden sich auch in den Farbholzschnitten, dessen Verfahren sie vom Vater übernahm. Im Atelier der Florians stellte man die Blätter als Monotypie her. Für jeden Abzug wurde der Holzstock neu eingefärbt. Jedes Blatt ist ein farbiges Unikat. In den Jahren 1968 bis 1985 entstanden zwölf Sujets.

Werner Lexen

Über die Zeichnungen von Henriette Florian

Henriette Florian gebrauchte die Zeichnung zumeist als Vorentwurf für ein Gemälde. Ob Porträt, Landschaft oder Blumen, alles wurde mit Kohle direkt auf die Leinwand entworfen. Zeichnungen entstanden zumeist als Studien für größere Arbeiten oder sie wurden spontan als Entwürfe oder Skizzen zu Papier gebracht. Charakteristisch für Henriette Florians Zeichnung ist der kräftige Strich, die dynamisch rhythmische Linie und eine kompositorische Strenge.

Werner Lexen

Literatur

Der Roman von Henriette Florian schildert den außergewöhnlichen Lebenslauf eines Künstlers. Im Kampf um die Läuterung seiner Seele begegnet er Geheimnissen und Mysterien und erlebt die Verschiebung der Zeiten, das Ringen mit dem Unterbewusstsein, die Macht der Höhe und der Tiefe, den Streit zwischen Hell und Dunkel – bevor er das hohe Ziel erreicht, in dem jeder echte Künstler und Mensch die Erfüllung findet...

In den Gemälden werden die Protagonisten der Erzählung dargestellt.

Das Spiegelbild der Ewigkeit: Phantastische Romankristalle
mit zehn farbig reproduzierten Ölgemälden


Roman
von Henriette Florian.

Verlag: Garmisch-Partenkirchen, G.E. Schroeder-Verlag, 1964
nur mehr antiquarisch vorhanden

Leseprobe



Die Zeit baut Särge für die Tage
und Stunden, die sie selbst gebar.
Sie legt Sekunden auf die Waage
und formt aus dem Moment ein Jahr.

Sie trägt den Augenblick zu Grabe.
Der Sterne Lauf ist ihr Bestehn.
Nur sie allein besitzt die Gabe
das All nach ihrer Uhr zu drehn.

Doch, einmal wird man sie vergessen.
Sie wird entschwinden über Nacht,
denn still und ernst hat unterdessen
die Ewigkeit sie umgebracht.

Henriette Florian

Die Romanerzählung "Die Bettlerharfe" wurde 1972 in der Reihe der Büchergilde Gutenberg–Europaverlag, veröffentlicht. 1990 hat der Verlag das Buch freigegeben und es ist nur mehr antiquarisch zu haben. Erst nach dem Tod der Künstlerin konnte dieser Erzählband unter dem Titel "Das geheime Mahl" mit den Abbildungen der Gemälde im Eigenverlag der Erben veröffentlicht werden.

Das Geheime Mahl

Roman von Henriette Florian.

©2016 by Sammlung Florian
Für Buch und Einband wurden Gemälde von Henriette Florian verwendet.
Grafische Gestaltung: W. Lexen
Typografie: F.Steinmaurer
Druck und Bindung: Buchbinderei Fuchs, 5760 Saalfelden am Steinernen Meer
ISBN 987-3-200-04683-2

Exclusiv bei BÜCHERECKE BeLLeArTi
Tel.: 01 5857745 | office@buecherecke.at | www.buecherecke.at
Wiedner Hauptstrasse 131
1050 Wien

Leseprobe

"Es war, bestimmt durch das Maß der irdischen Zeitenfolge, ein Novemberfreitag, ein Tag, an dem der Himmel das Leid der Welt widerspiegelte. Er ähnelte einem grauen Blechdach mit häßlichen Rissen, von denen es immerfort zur Erde herabtropft. Alles hatte die Farbe dieses Regens. Das Blau war verschmutzt, das Grün glich trüben Lachen, Rot verblaßte, Gelbes war wie kranke Haut, und das Weiß schien sich seiner Grauheit zu schämen.

Es war ein trauriger Tag, einer, der sich Albträume aus dämonischen Nächten geliehen hatte, und mit diesen jetzt die lichthungrigen Menschen schreckte. Zahlreiche Wundmale der Freudlosigkeit befleckten die Gassen von Wien. Solch ein trüber Novemberfreitag war auch der Tag meiner Geburt gewesen. Jetzt war es zwölf Uhr; zur Zeit des hohen Mittags war auch ich Erdbewohner geworden. Man sagt: "Menschen, die bei solch düsterer Stimmung geboren wurden, sehen das Leid mit den Augen des Glücks; sie tragen eine Schutzschicht gegen den Trübsinn der Welt und können daher niemals von ihm befallen werden."

Als ich durch den trostlosen Mittag schritt, zweifelte ich an dieser Redensart. Der graue Flor des Nebels, die Freudenleere des Lebens, und die Lichtarmut dieser Mittagsstunde hauchten mir das Gift der Melancholie in die Seele. In der Himmelpfortgasse blieb ich vor der Auslage eines Antiquitätenladens stehen und schaute durch die Scheibe. "Dreißig Jahre habe ich eine gotische Madonnenstatue gesucht, dreißig Jahre, mein halbes Leben lang; gestern aber habe ich eine gefunden und gekauft", erzählte mir ein Mann, der neben mir stand und gleich mir die antiken Kostbarkeiten hinter der Glasscheibe bewunderte "Gotische Madonnenstatuen sind selten", sagte ich, ohne ihn anzusehen. "Begreifen Sie, was es bedeutet, dreißig Jahre etwas zu suchen und es dann endlich zu finden!" rief der Mann erregt.

Meine Stimme war ihm wohl gleichgültig vorgekommen. "Ich würde gerne diese Harfe besitzen", sagte ich und deutete auf eine Wanderharfe aus dunklem Holz, ein Musikinstrument, das früher von Straßenmusikanten gespielt wurde. Da die Harfe nicht groß war, konnte man sie mühelos, an einem Riemen um die Schulter gehängt, tragen. "Lächerlich, an dieser Bettlerharfe Gefallen zu finden. Ihr fehlen sogar mehrere Saiten. Außerdem ist sie beschädigt und als Raumschmuck kaum noch zu gebrauchen; sie zu restaurieren wäre Verschwendung. Nein, da würde mich der Harnisch dahinter eher interessieren", bemerkte der Fremde."

Henriette Florian

Über das dichterische Werk:

"Wenn Henriette Florian schreibt, beschreibt sie. Jede Aussage wird sofort zum Bild, zu einem farbigen Gemälde. Wenn sie malt, werden ihre Bilder zur verdichteten Form. Die Gegenständlichkeit ihrer Bildwelt hat auf diese Weise, gleichsam wie das Wort, eine poetische Funktion, sie wird zum Gleichnis, zum Symbol, zu einem Spiegel für Transzendentes."

Dr. Wilhelm Mrazek

Schöpfung

Gedichte von Henriette Florian.

©Dittrich Verlag ist ein Imprint der Velbrück GmbH, Weilerswist-Metternich
Printed in Germany
Grafische Gestaltung: Guido Klütsch
Typografie: Gaja Busch
ISBN 978-3-947373-38-3

Exclusiv bei BÜCHERECKE BeLLeArTi
Tel.: 01 5857745 | office@buecherecke.at | www.buecherecke.at
Wiedner Hauptstrasse 131
1050 Wien

Leseprobe




Nichts ist vergänglich, glaube mir,
nicht der Tau in sonniger Morgenglut,
nicht der Wind in träumender Stille,
auch nicht der letzte Atemzug des Sterbenden.

Alles ist ewig, glaube mir,
die Blume im Herbst, die Sonne im Raum
und der Glanz glücklicher Augen.

Nichts ist vergänglich, alles ist ewig
im goldenen Schrein des göttlichen Herzens.

Henriette Florian



Reflexionen

Impressionen

In der Kunstgeschichte war es üblich, dass der Sohn dem Vater nachfolgte. Selten jedoch geschieht es in der bildenden Kunst, wenn die Tochter die "berufene" Nachfolge des Vaters übernimmt. Die Impressionen zeigen Momente des gemeinsamen Weges von Vater und Tochter. Ob in schöpferischer Gemeinsamkeit, oder in der Gesellschaft, immer vertraten Maximilian und Henriette Florian das Kulturelle, die Kunst und die Menschlichkeit.

Werner Lexen

Nachruf




Henriette Florian

* 18. November 1938
+ 27. August 2013










"Dir, liebe Henriette, sei Dank gesagt, die Du "Dichterin" bist, Dichterin aus dem Seinsgrund der Seele, aus dem Urgrund des Seins. Dichterin von Form und Wort, Malerin von Farbe und Bild. Zu irdisch der Begriff Dichter, zu schwach das Wort Künstler; dem Wollen der Seele entströmt Dichtung, ist Wollen und Können in einem, ist Leben und Tod, Empfängnis immerdar. Dichtung ist Wahrheit, Wahrheit die den Tag verkündet, ist Bild, ist Verkündigung.

Trostvoll, den Dichter zum Freunde zu wissen, daß wir in seinen Gedanken leben, ihm Erfüllung sind und sein Erfülltsein in uns bewahren können. Vermögen Worte das Unaussprechliche auszusprechen?

Der "Künstler" ist berufen, das Unaussprechliche ins Jetzt zu bannen, das Ungeschaute im Bild festzuhalten, den Seinsbezug der Schöpfung in Worte zu meißeln, in Bilder zu prägen, Wort um Wort, Bild um Bild, sich zu Arkaden türmend, die Schöpfung nachvollziehend.

Nachvollziehend die Schöpfung wirkt der Künstler im Menschen, doch immer wieder neu gestaltend ringt er mit ihr, ringt um sie, abgrundnah, erdentfernt und doch im Schutze seines Lichtes, gebiert er neu die Schöpfung, daseinsnah."

Freund Indigo

© Sammlung Florian 2022